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Date(s) - 28/09/2023 - 29/09/2023
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Volker Weidermann, Literaturkritiker und Leiter des Feuilletons der ZEIT, erzählt von Thomas Manns lebenslangem Sehnsuchtsort, dem Meer.

Vielleicht fängt alles dort an, wo seine Mutter das Glück der Kindheit erlebt: im brasilianischen Urwald, in einem großen, hellen Haus am Meer. Mit sieben kommt sie nach Travemünde, in die deutsche dunkle Kälte, mit einer Sehnsucht, die bleibt. Ihr Sohn Thomas wächst an der Ostsee auf, in Lübeck, aber sobald er kann, geht er in den Süden, reist nach Italien, ans Mittelmeer, verliebt sich in junge Männer, folgt aber den Konventionen der Zeit und heiratet Katia. Jahre später: Der Gang ins Exil. In Kalifornien, am Pazifik, wird er noch einmal ein anderer: Er kämpft gegen Hitler, für die Demokratie, für die Freiheit und nimmt die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Nach seinem Tod lebt seine Lieblingstochter Elisabeth sein Vermächtnis als weltweit gefeierte Meeresforscherin in ihrer utopischen ozeanischen Politik fort.

Volker Weidermann schreibt mit Leichtigkeit und Humor, mit Wärme und großer Klarheit über den Nobelpreisträger und seine „Meeresbiographie“. Das Meer und der Strand waren Thomas Mann Glücksversprechen und Freiheit von Konventionen, zugleich aber standen sie auch für den verführerischen Sog in den Abgrund, für Todessehnsucht, Verderben und Verantwortungslosigkeit. Es ist spannend und faszinierend zu lesen, wie Volker Weidermann immer wieder die Verbindungen herausarbeitet von den Stationen dieser persönlichen Meeresbiographie zu den Werken und zur politischen Entwicklung Thomas Manns. Für ihn ist Manns Wandlung zum Demokraten und entschiedenen Gegner Hitlers, vom „Todessympathisanten zum Verantwortungsdichter“ ein Abschied vom gefährlichen Meer in sich.

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